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Fakt des Monats: Folat und Jod – Ernährungsverhalten von Schwangeren in Deutschland lückenhaft 

Eine aktuelle Studieaus Deutschland zeigt, dass ein großer Teil der schwangeren Frauen die Ernährungs- und Supplementierungsempfehlungen der Fachgesellschaften in der Realität nicht umsetzt Dies ist insbesondere für die Versorgung mit den Mikronähstoffen Folat und Jod kritisch. 

Was wurde untersucht?

In die Querschnittsstudie wurden 3.363 schwangere Frauen ab der 6. Schwangerschaftswoche eingeschlossen. Mithilfe eines Online-Fragebogens beantworteten die Teilnehmerinnen der Studie verschiedene Fragen zu ihrem Informations- und Ernährungsverhalten während der Schwangerschaft. Erfasst wurde dabei auch, ob die Frauen gemäß den Empfehlungen Nahrungsergänzungsmittel mit Folsäure und Jod verwendeten. 

Worauf sollten Schwangere achten?

Um die gesunde Entwicklung des Fötus zu unterstützen, ist die ausreichende Versorgung mit allen Nährstoffen während der Schwangerschaft essentiell. Bei einigen Mikronährstoffen steigt der tägliche Bedarf in dieser Zeit. Zu den Nährstoffen mit einem erhöhten Bedarf gehören z. B. Folsäure, Jod, Eisen und Vitamin B12

Gemäß den Empfehlungen des Netzwerks „Gesund ins Leben“*2 sollten Frauen mit Beginn der Schwangerschaft über die ersten drei Monate hinweg täglich ein Folsäure-Nahrungsergänzungsmittel mit 400 µg bzw. 800 µg verwenden. Folat ist wichtig für die Zellteilung und das Wachstum des Embryos. Ein Mangel steigert das Risiko für kindliche Fehlbildungen wie Neuralrohrdefekte, was wiederum zu Fehlbildungen des Gehirns und des Rückenmarks führen kann.

Auch auf eine ausreichende Versorgung mit Jod sollte in der Schwangerschaft besonders geachtet werden. Einerseits steigt bei Schwangeren durch die erhöhten Stoffwechselvorgänge der eigene Bedarf an Schilddrüsenhormonen, wofür der Körper ausreichend Jod benötigt. Andererseits steigt der Jod-Bedarf durch die notwendige Versorgung des heranwachsenden Babys, das von der Jodversorgung der Mutter abhängig ist und dessen eigene Schilddrüse bereits ab der 12. Schwangerschaftswoche mit der Hormonproduktion beginnt. Daher empfehlen Experten, Jod über die gesamte Schwangerschaft hinweg zu supplementieren. Hier lautet die Empfehlung2, täglich 100 bis 150 µg Jod in Form eines Nahrungsergänzungsmittels zuzuführen. 

Darüber hinaus wird Frauen, die nicht regelmäßig Fisch verzehren, empfohlen*2, täglich 200 mg der Omega-3-Fettsäure Docosahexaensäure (DHA) zu ergänzen. DHA ist u. a. für die Entwicklung des Gehirns und die Sehfunktion wichtig. 

Welche Ergebnisse zeigt nun die aktuelle Untersuchung?

Laut der aktuellen Untersuchung berichteten 69 Prozent der Teilnehmerinnen, dass sie ihre Ernährung während der Schwangerschaft aus ihrer Sicht verbesserten. Allerdings gaben parallel dazu knapp 83 Prozent an, wenig bis keine Informationen zur Ernährung in der Schwangerschaft durch Gesundheitsfachkräfte erhalten zu haben. Die Mehrheit (knapp 78 Prozent) der Probandinnen informierte sich online über das Thema Ernährung in der Schwangerschaft. 

Es berichteten etwa 89 Prozent der Befragten, aktuell oder zu einem früheren Zeitpunkt in der Schwangerschaft Nahrungsergänzungsmittel verwendet zu haben. Dies gaben vor allem höher gebildete Frauen aus einkommensstärkeren Haushalten an. Unter allen Probandinnen supplementierten immerhin rund 88 Prozent Folsäure, bei Jod waren es nur noch 66 Prozent. 

Noch schlechter wird das Bild mit Blick auf die empfohlenen Mengen und Zeiträume für die Nahrungsergänzung: Lediglich bei knapp 41 Prozent der Probandinnen war ersichtlich, dass sie auch die empfohlenen Mengen an Folsäure ergänzten. Rund 25 Prozent supplementierten nachweislich eine nicht ausreichende Dosis. Bei ca. 22 Prozent lagen keine Angaben zur genauen Menge vor, weshalb unklar ist, ob die Dosierung ausreichend war. 12 Prozent der Befragten supplementierten gar keine Folsäure. 

Ein noch alarmierendes Bild ergab sich bei Jod. Nur etwa 39 Prozent der Probandinnen gaben an, die empfohlene Jodmenge zu ergänzen. Bei ca. 12 Prozent war die Jodmenge nicht ausreichend und bei rund 15 Prozent blieb unklar, ob die Dosierung ausreichend war oder nicht. Besorgniserregend ist vor allem, dass 34 Prozent der Frauen gar kein Jod ergänzten. 

Laut den Forschenden zeigt die Studie, wie wichtig eine gezielte Aufklärung und eine standardisierte Beratung durch qualifizierte Fachkräfte für schwangere Frauen ist. So könnte eine optimale Ernährung während der Schwangerschaft sichergestellt und mögliche Risiken für Mutter und Kind reduziert werden. 

Quellen:

1 Hett und Smollich (2025): „Sources of dietary recommendations and adherence to clinical guidelines in pregnant women in Germany“ *2 Netzwerk Gesund ins Leben (2023): „Folsäure, Jod und Co.: Nahrungsergänzungsmittel in der Schwangerschaft

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