Schwangere, Stillende

Fakt des Monats: Möglichst vor der Schwangerschaft die Folat-Speicher auffüllen!

Eine gute Versorgung mit Folat bzw. Folsäure ist besonders für Schwangere essenziell. Folatmangel steigert das Risiko für kindliche Fehlbildungen des Nervensystems. Deshalb sollten Frauen Folsäure möglichst schon vor der Schwangerschaft ergänzen.

Grundsätzlich ist für die Entwicklung des Kindes eine bewusste, ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung der Mutter essenziell. In manchen Fällen reicht das jedoch nicht, weil der erhöhte Nährstoffbedarf kaum oder nicht über die tägliche Ernährung gedeckt werden kann. So wie es bei Folat bzw. Folsäure der Fall ist. Folat ist wichtig für Zellteilung und Wachstum des Embryos. Ein Mangel steigert das Risiko für kindliche Fehlbildungen wie Neuralrohrdefekte, was wiederum zu Fehlbildungen des Gehirns und des Rückenmarks führen kann.

Die Folat-Zufuhr über Lebensmittel ist nicht ausreichend

Laut Nationaler Verzehrsstudie (NVS II) liegt die Zufuhr von Folat bei Frauen im reproduktionsfähigen Alter im Median deutlich unter den Zufuhrempfehlungen für Erwachsene (300 µg/d) und für Schwangere (550 µg/d). In der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) wurden erstmals repräsentativ für die erwachsene Bevölkerung Folatkonzentrationen im Serum und in den Erythrozyten gemessen. Die Ergebnisse dieser Studie lassen darauf schließen, dass bei 95 Prozent der Frauen im reproduktionsfähigen Alter die Versorgung unzureichend (13. DGE-Ernährungsbericht) war – weniger als fünf Prozent der Frauen im reproduktionsfähigen Alter erreichten die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zur wirksamen Risikoreduktion von Neuralrohrdefekten empfohlenen Erythrozytenfolatkonzentrationen von 400 ng/ml.

Wissenschaftliche Fachgremien empfehlen die Supplementierung von Folsäure

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des „Netzwerk Gesund ins Leben“ des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE) empfehlen Frauen mit Kinderwunsch deshalb eine tägliche Zufuhr von 400 µg Folsäure (die synthetische Form von Folat), um Neuralrohrdefekten beim Kind vorzubeugen. Diese Supplementation sollte spätestens vier Wochen vor Beginn der Schwangerschaft erfolgen und im ersten Drittel der Schwangerschaft beibehalten werden. Hintergrund ist, dass sich das Neuralrohr normalerweise schon drei bis vier Wochen nach der Empfängnis schließt. Zu diesem Zeitpunkt wissen viele Frauen noch nicht, dass sie schwanger sind. Deshalb ist es sinnvoll, den Folat-Speicher wenn möglich schon vor der Schwangerschaft aufzufüllen.Frauen, die die Folsäuresupplementierung weniger als vier Wochen vor der Konzeption beginnen, sollten höherdosierte Präparate (800 µg) verwenden.

Aber: Die Empfehlungen werden von zu vielen Frauen in Deutschland nicht richtig umgesetzt

In Deutschland wird die Empfehlung zur Supplementation in der Regel von den betreuenden Gynäkologinnen und Gynäkologen ausgesprochen. Zudem steht eine große Auswahl an folsäurehaltigen Nahrungsergänzungsmittel in ganz unterschiedlichen Darreichungsformen zur Verfügung. Aber die Empfehlungen werden von zu vielen Frauen in Deutschland nicht richtig umgesetzt. So hat die Studie „Stillen und Säuglingsernährung in Deutschland II (SuSe II)“ u. a. untersucht, inwieweit sich Schwangere und Stillende an die Empfehlungen zur Supplementation von Folsäure (und Jod) vor, während und nach der Schwangerschaft hielten. 94,6 Prozent der Frauen berichteten von einer Verwendung von Nahrungsergänzungsmitteln. Die weitere Analyse ergab jedoch, dass sich die Mehrheit der Frauen nicht an die Empfehlungen zur Ergänzung hielten. Insgesamt wurde Folsäure von 80,4 Prozent der Probandinnen supplementiert. Davon supplementierten jedoch nur 36,2 Prozent der Frauen Folsäure während der empfohlenen Zeiträume und entsprechend den Empfehlungen.

Forschende fordern Aufmerksamkeit für Empfehlungen zur Supplementation

Die Forscherinnern und Forscher der Studie forderten, dass die Empfehlungen zur Supplementation vor, während und nach einer Schwangerschaft flächendeckend verbreitet werden müssten, um das Bewusstsein und die Einhaltung der Empfehlungen bei Frauen und Angehörigen von Gesundheitsberufen zu verbessern.

Übrigens geht es bei den Empfehlungen nicht nur um Folsäure, sondern auch um Jod. Schwangere benötigen auch von Beginn der Schwangerschaft an mehr Jod. Der erhöhte Jodbedarf in der Schwangerschaft ist allein durch eine normale Ernährung ebenfalls kaum zu decken. Daher empfehlen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Verwendung eines Nahrungsergänzungsmittels mit 100 (bis 150) Mikrogramm Jod am Tag. Zudem kann die Supplementierung von Eisen und Omega-3-Fettsäuren in der Schwangerschaft sinnvoll sein.

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