Haut, Haare, Nägel

„Je bunter der Teller, desto schöner die Haut“

Dr. Yael Adler, Dermatologin, Ernährungsmedizinerin und Bestsellerautorin, spricht über das Konzept der „Schönheit von innen“ und warum Ernährung dabei eine zentrale Rolle spielt.

Was bedeutet eigentlich „Schönheit von innen“?

Für die Gesundheit sorgen, den Körper in seinen Funktionen unterstützen – und das strahlt nach außen ab. Natürlich spielt auch seelische Balance eine Rolle. Nur äußere Schönheit reicht nicht. Es sind die inneren Werte, die einen Menschen wirklich schön machen.

Inwiefern können wir denn unser Aussehen durch unsere Lebensweise beeinflussen?

Sehr stark. Viele Menschen fragen mich nach Botox oder Laser. Aber viel wichtiger ist, dass unser Stoffwechsel im Gleichgewicht ist. Ein stabiler Blutzucker, gesunde Blutfette und eine gute Versorgung mit Vitaminen, Spurenelementen, Omega-Fettsäuren und Aminosäuren – all das beeinflusst unser Aussehen. Defizite zeigen sich sofort: in der Haut, im Gesicht, im Energielevel. Ein gesunder Glow kommt von innen.

Wie kann Ernährung konkret zur Schönheit von innen beitragen?

Es gibt Lebensmittel, die besonders „schön“ machen, etwa im Sommer. Möhrensaft mit einem Tropfen Öl sorgt für eine sanfte Tönung der Haut und wirkt antioxidativ. Das ist kein Fake-Gesicht, sondern echte Gesundheit, die sichtbar wird. Lycopin aus Tomatenmark hat ähnliche Effekte, genauso wie Anthocyane aus Blaubeeren, Betanin aus Roter Bete oder Chlorophyll aus grünem Blattgemüse. Mein Credo: Je bunter, desto besser – das macht zum Beispiel Schönheit.

Reicht es, Möhren zu essen, oder muss man zusätzlich in die Sonne?

Du musst gar nicht in die Sonne gehen. Wer regelmäßig Möhrensaft trinkt, bekommt auch ohne UV-Strahlung einen gesunden Teint. Betacarotin lagert sich in der Haut ein – das kannst du an den leicht gelblichen Knöcheln deiner Handfläche sogar sehen. Übrigens: Auch Grünkohl enthält viel Betacarotin, obwohl er grün aussieht.

Wenn wir das Thema Mikronährstoffe mal genauer betrachten: Was bewirkt zum Beispiel Vitamin C für unser Äußeres?

Vitamin C neutralisiert freie Radikale, das schützt unsere Zellen vor Alterung. Es stärkt das Immunsystem, hilft beim Kollagenaufbau, wirkt auf Blutdruck, Bindegewebe, sogar auf unser Stresssystem. Es ist ein echtes Multitalent, am besten regelmäßig über Lebensmittel wie Paprika, Beeren, Kiwis oder Broccoli. Ergänzend können auch Supplements sinnvoll sein, besonders in stressigen Phasen.

Was ist mit Vitamin A und Biotin – häufig genannt im Zusammenhang mit Haut?

Biotin ist essenziell für Haut, Haare und Nägel. Ich hatte mal einen Patienten mit einem Piksen im Rücken, man konnte aber Äußerlich nichts erkennen. Die Ursache war ein Biotinmangel. Als er das supplementierte, war der Schmerz weg. Vitamin A ist ebenfalls wichtig, unter anderem für Zellteilung, Hautreparatur und den Lichtschutz der Haut. Die pflanzliche Vorstufe Betacarotin – etwa in Möhren oder Süßkartoffeln – wandelt der Körper nach Bedarf in Vitamin A um.

Und welche Rolle spielen Omega-3-Fettsäuren?

Die fehlen vielen Menschen. Sie wirken entzündungshemmend, schützen das Herz-Kreislauf-System, fördern flexible Zellmembranen – das sieht man der Haut an. Ich empfehle Omega-3 oft als Nahrungsergänzung, weil viele keinen Fisch essen oder Schwermetalle meiden wollen. Algenöl ist eine gute pflanzliche Alternative.

Gelingt es den Menschen, diese Empfehlungen im Alltag umzusetzen?

Es ist eine Herausforderung, denn unser Gehirn liebt Fett und Zucker. Mein Ansatz ist: mit Wissen essen. Nicht streng und perfekt, sondern informiert, bewusst und genussvoll. „Genial ernährt“ – so heißt mein Buch – meint genau das: klüger essen, entspannter genießen, besser leben.

Welche fünf Tipps hast du, um die „Schönheit von innen“ zu fördern?

  1. Guter Schlaf – am besten ohne Handy, damit Melatonin wirken kann.
  2. Bewegung – aktiviert den Stoffwechsel und formt den Körper.
  3. Soziale Kontakte & Stressabbau – wirken sich sichtbar positiv auf Haut und Ausstrahlung aus.
  4. Ernährung – 30 verschiedene Pflanzen pro Woche, gesunde Fette, ausreichend Eiweiß, viele Ballaststoffe.
  5. Gezielte Nahrungsergänzungsmittel – z.  B. Vitamin D mit K2, Omega-3, Zink, Magnesium, Selen.

Gibt es auch ein Zuviel bei Nahrungsergänzungsmitteln?

Ja. Vor allem bei fettlöslichen Vitaminen wie A, D, E und K. Man sollte keine wilden Mischungen einnehmen und auf Qualität achten. Und: Supplements sollen gezielt unterstützen und nicht die Eigenleistung des Körpers ersetzen. Sonst landet alles im Urin und war nur teuer.

Das ausführliche Interview mit Dr. Yael Adler kann in der Podcast-Folge von „ErnährungPlus – der FoodCast“ zum Thema „Schönheit von innen“ bei Spotify angehört werden.

Artikelbild (oben): rh2010 – stock.adobe.com

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